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Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel geht in den Ruhestand:

Ein ganz persönlicher Blick zurück und nach vorn

Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr (RVR), geht von Bord. Nach mehr als 12 Jahren an der Verbandsspitze beendet die 65-jährige Juristin aus Lünen am 31. März ihre Amtszeit. In diesem Interview richtet sie einen ganz persönlichen Blick zurück - und auch nach vorn. 

Zwölf Jahre im Amt der Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr: Wo steht der Verband heute?

Die Frage ist schwer in wenigen Sätzen zu beantworten. Maßgebliche Schritte sind in die Wege geleitet worden, die zur Stärkung des Verbandes geführt haben und wegweisend für die zukünftige Entwicklung der Metropole Ruhr sind.

Mit dem gerade in Kraft getretenen Regionalplan Ruhr hat die Region ihre Planung wieder selbst in die Hand genommen. Der flächendeckende Regionalplan legt die planerischen Grundlagen in wichtigen Bereichen wie Arbeit, Wohnen und Erholung des Ruhrgebiets für die nächsten zwanzig Jahre fest.

Neben der Rückübertragung der Regionalplanung war die Direktwahl des Ruhrparlaments  der zweite relevante Schritt einer verbandspolitischen Aufwertung durch den Landesgesetzgeber. Mit der „Ruhrwahl“ haben die Bürgerinnen und Bürger eine starke regionale Mitsprachemöglichkeit bekommen, die NRW-weit einmalig ist.

Mit zwei erfolgreichen Bewerbungen um die Internationale Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr 2027 und die Biennale Manifesta 2026 wurden wichtige Leitplanken gesetzt, um die Metropole Ruhr wieder auf internationalem Parkett präsentieren zu können.

Die gerade verabschiedete Strategie Grüne Infrastruktur, unter deren Dach sich alle Kommunen des Ruhrgebiets versammeln, wird entscheidende Impulse in Bezug auf Klimaschutz, Klimaanpassung, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und Grüne Infrastruktur setzen.

Der Verband hat einen erheblichen Aufgabenzuwachs bei wichtigen Themen wie Europa, Bildung, Soziales, Gesundheitswirtschaft und Digitales bekommen. Zunehmend binden wir bei diesen Themen unsere Kräfte zusammen und treten nach außen als gemeinschaftliche Region auf.

Um der Metropole Ruhr eine starke Stimme auf EU- und Bundesebene zu verleihen, haben wir die Ruhr-Dialoge initiiert.Dabei bündelt der Verband die Interessen der Kommunen, richtet deren Positionen und Forderungen gemeinsam mit dem Kommunalrat an politische Spitzenvertreterinnen und -vertreter auf EU bzw. Bundesebene.

Es gäbe noch so viel mehr zu erwähnen, was wir alle - Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung - gemeinsam erreicht haben.

Wo steht die Metropole Ruhr heute?

Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven urbanen Lebensraum entwickelt, der sich als Metropole Ruhr mit anderen europäischen Regionen auf Augenhöhe messen kann. Die Region befindet sich immer noch im Wandel und ist in diesem Sinne „unfertig“. Dieser dynamische Veränderungsprozess eröffnet jedoch echte Gestaltungsräume und viele neue Jobs. Der konstruktive Umgang mit Wandel ist zu einer Kernkompetenz der Region geworden, wie der eingeschlagene Weg der Metropole Ruhr hin zur grünsten Industrieregion der Welt zeigt. Mit mehr Selbstbewusstsein und mehr Stolz auf das bereits Erreichte wird die Region die nächsten Herausforderungen meistern.

Wo liegen die wichtigsten Herausforderungen der Metropole Ruhr?

Mobilität ist eine der größten Herausforderungen für die künftige Entwicklung der Metropole Ruhr. Als Bahnfahrerin konnte ich das hautnah erleben. Kilometerlange Staus, überfüllte Züge, fehlende Anschlüsse und Umweltbelastungen durch Verkehr dürfen nicht länger das Bild unserer Region bestimmen.

Die existentiell notwendige Lösung für die kommunalen Altschulden muss schnellstens her, damit die Städte wieder mehr Handlungsfähigkeit und Handlungsspielräume bekommen.

Bildungsgerechtigkeit und kulturelle Vielfalt sind Themen, die mir besonders am Herzen liegen. Weil alle Städte in der Metropole Ruhr vor den gleichen Herausforderungen stehen, kann erfolgversprechende Arbeit hier nur regional gedacht werden.

Welches Ereignis aus Ihrer langen Amtszeit sticht aus Ihrer Erinnerung besonders hervor?

Es sind zahlreiche einmalige Ereignisse, die mir in Erinnerung bleiben. Ein besonderes Live-Format für junge Menschen und Familien sind die Ruhr Games. Gemeinsam mit dem Land NRW haben wir ein internationales Aushängeschild für die Sportmetropole Ruhr geschaffen. Mit dem einzigartigen Mix aus Sport, Kultur und internationaler Jugendbegegnung konnten wir nicht nur die Athletinnen und Athleten, sondern auch über 10.000 Besucher begeistern.

Ein besonderes Erlebnis, woran ich gerne zurückdenke, war zuletzt der Auftritt des Urban Arts Ensemble bei der diesjährigen Kulturkonferenz und die überraschende Aufforderung zum Tanz auf der Bühne im Theater Oberhausen. Die jungen Tänzerinnen und Tänzer sollten wir uns zum Vorbild nehmen: engagiert, auffordernd und mit Spaß, den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Eine solche Einstellung stimmt mich positiv für die Zukunft des Ruhrgebiets.

Ruhestand ist nach dieser langjährigen und spannenden Aufgabe kaum vorstellbar. Ist es nicht schwer loszulassen?

Nein.  Für mich war immer entscheidend, dass es inhaltlich passt. Wichtige Großprojekte habe ich vollendet bzw. auf die Zielgerade gebracht.  Der Politik blieb genügend Zeit, den Generationenwechsel zu vollziehen, um mit voller Kraft in Richtung Zukunft zu gehen. Das Haus ist für meine Nachfolge bestellt, die Zukunft des Verbandes verantwortlich geplant. Dass der RVR auf einem so guten Weg ist und die Region so lebens- und liebenswert gestaltet, ist dabei ein großer Verdienst meiner sehr engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dafür bin ich dankbar.

Ich freue mich jetzt erst einmal auf ein Leben frei von Terminverpflichtungen. Der Metropole Ruhr als meiner Heimat und langjährigen Wirkungsstätte bleibe ich immer eng verbunden.

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